Widerspricht das nicht religiösen Werten?
Nein. Das menschliche Altern verursacht außerordentliches Leid. Die Linderung von Leid ist in vielen Glaubenssystemen, von der Bibel bis zum Koran, etwas Gutes.
Darüber hinaus ist das Recht auf Leben in nahezu jedem Moralkodex, ob religiös oder weltlich, das fundamentalste Recht überhaupt. Dabei geht es nicht um die Frage, wie lange ein Leben andauern sollte, sondern darum, dass sein Ende nicht durch Handeln oder Untätigkeit beschleunigt werden sollte. Genau diese Beschleunigung durch Untätigkeit umgehen wir bereits heute, indem wir Medikamente gegen Entzündungen verabreichen, Tumore operieren und Menschen vor Naturkatastrophen schützen, so gut es geht. Die Abschaffung des Alterns ist aus ethischer Sicht also lediglich eine Erweiterung dieser Pflichtausübung und der Unterschied zu dem, was wir schon heute machen, nicht prinzipiell, sondern nur graduell.
Manch einer würde einwenden, dass heutige Tumoroperationen Leben retten, die Abschaffung des Alterns das Leben hingegen „künstlich verlängern“ würde. Der Unterschied zwischen „Leben retten“ und „Leben verlängern“ ist allerdings rein sprachlich: In beiden Fällen geben wir Menschen die Chance auf mehr Leben – und zwar durch aktives Handeln.