Was passiert mit Wandel und Innovationen? Führt eine Welt mit so alten Menschen nicht dazu, dass sich unsere Gesellschaft nicht mehr weiterentwickelt?
Ihr kennt wahrscheinlich das Zitat von Steve Jobs, dass der Tod die beste Erfindung des Lebens sei, weil er das Alte beseitigt und Platz für das Neue schafft.
Dementsprechend befürchten viele Menschen, dass eine Abschaffung des Alterns zu einem gesellschaftlichen Stillstand führen würde, vor allem deshalb, weil alte Menschen tatsächlich unverhältnismäßig oft in ihrer Meinung festgefahren zu sein scheinen und lieber das Vertraute und Gewohnte beibehalten wollen. Wäre also eine Welt ohne Altern – insbesondere, wenn in ihr nur sehr wenige Kinder geboren werden – nicht eine Welt mit überwiegend konservativ eingestellten Menschen, eine Welt ohne frischen Wind?
Ein wesentlicher Grund, warum viele Menschen sich im Alter immer weniger an modernen gesellschaftlichen Aktivitäten und Diskussionen beteiligen und Neuem deshalb oft skeptisch gegenüberstehen, ist zweifellos, dass sie aufgrund ihres körperlichen und geistigen Zustandes kaum die Möglichkeit dazu haben. Wie viele Über-70-Jährige haben beispielsweise ein einigermaßen aktuelles Bild von Computer- und Netzwerktechnik, den damit einhergehenden Fragen rund um die Privatsphäre und Freiheiten von Nutzern im Internet und können auf Basis dieses Wissens differenziert über die Sinnhaftigkeit neuer Gesetzesvorschläge zu diesem Thema urteilen? Sie haben als junge Menschen nicht gelernt, mit diesen Geräten umzugehen, weil es sie noch nicht gegeben hat. Der Alterungsprozess macht es ihnen nun ungleich schwerer: Ihre Feinmotorik ist beeinträchtigt, ihre kognitiven Fähigkeiten sind eingeschränkt, ihr Energielevel ist deutlich niedriger.
Bei chronologisch alten, aber biologisch jungen Menschen wären diese Gründe jedoch allesamt obsolet. Es gäbe keine universelle Hürde mehr, die sie daran hindert, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Sie wären dazu genauso in der Lage, wie chronologisch junge Menschen es heute sind – vermutlich sogar noch besser, da wir die Schäden im Körper und damit auch im Gehirn mit der Zeit immer besser reparieren und so ein niedrigeres Level als das von heutigen Teenagern erreichen werden.
Auch revolutionäre Ideen kommen deswegen meist von jungen Menschen, weil diese frische und sehr flexible Gehirne besitzen. Das Problem der alten Hirne werden wir – wie bereits diskutiert – im Zuge dieser Revolution lösen.
Eine kulturelle und wissenschaftliche Stagnation würde also höchstens dann stattfinden, wenn Menschen zwar länger leben, dabei aber weiterhin altern würden. Eine Gesellschaft ohne Altern, um die es hier geht, würde einem solchen Stillstand sogar vorbeugen. Neben dem flexibleren Gehirn hätte man nämlich viel mehr Zeit für lebenslanges Lernen und könnte sich in allen möglichen Bereichen weiterbilden oder verschiedene Lebensentwürfe ausprobieren.
Außerdem muss immer auch ein gewisses Augenmaß bewahrt werden: Selbst wenn es dadurch etwas Stagnation gäbe – rechtfertigt das, jeden bis ins nahezu Unermessliche leiden und dann sterben zu lassen? Wohl kaum.