Macht nicht der Tod das Leben erst sinnvoll?
Die Frage nach dem Zusammenhang zwischen der Endlichkeit des Lebens und seinem Sinn ist ein Denkanstoß, den vor allem Philosophen gerne und oft vorbringen. Häufig vergleichen sie dabei das Leben mit einem Musikstück oder einer Geschichte, die ihre Richtung, Aussageabsicht und damit ihren Sinn auch erst dadurch erhalte, dass sie ein Ende hat. Es müsse ja kein Happy End sein.
Unabhängig davon, ob man das Leben in diesem Zusammenhang wirklich mit einer Geschichte vergleichen kann (und diesen Vergleich zur Entscheidung in medizinischen Fragen heranziehen sollte), gibt es aber ein stichhaltiges Gegenargument: Der gesamte Vergleich basiert nämlich auf der Annahme, dass man nach Ende der Geschichte nie wieder eine andere Geschichte lesen möchte. Die Vorstellung, es müsse für jeden Menschen genau eine Geschichte sein, die durchschnittlich um die 80 Jahre dauert, und nicht beispielsweise ein fortlaufender Band mit vielen kleinen Geschichten, hat keine logische Basis. Man könnte genauso die Anschauung vertreten, dass uns das Leben erst die Möglichkeit gibt, sinnvolle Geschichten (metaphorisch gemeint) zu produzieren, und dass wir umso mehr sinnvolle Geschichten produzieren können, je länger wir leben. In anderen Worten, der Sieg über das Altern würde jedem Menschen lediglich mehr Zeit und Ressourcen zur Verfügung stellen, um einen Sinn in seinem Leben zu finden und zu erfüllen.